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„Maximaler Gesundheitsschutz, minimale Eingriffe ins Wirtschaftsleben“

Bei steigender 7-Tages-Inzidenz:

Seit dem 23. August verzeichnet Heilbronn kontinuierlich mehr als 35 Neuinfektionen auf 100 000 Einwohner mit dem Coronavirus innerhalb von sieben Tagen (7-Tages-Inzidenz >35). Teils näherte sich die 7-Tages-Inzidenz sogar der kritischen Marke von 50 Fällen/100 000 Einwohner an. Ab dann gilt die sogenannte Eingriffsstufe. Weitere Maßnahmen zur Eindämmung des Virus sind dann unumgänglich. „In den Medien war für einen solchen Fall teils von einem erneuten Shutdown die Rede. Ein solches Szenario können wir beim derzeitigen Infektionsgeschehen aber ausschließen“, beruhigte Oberbürgermeister Harry Mergel heute bei einem Pressegespräch im Rathaus im Hinblick auf die Sorgen vieler Bürgerinnen und Bürger sowie der Wirtschaft. „Unser Ziel ist es vielmehr, maximalen Gesundheitsschutz bei minimalen Eingriffen in das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben zu gewährleisten. Deshalb sind alle möglichen Maßnahmen sehr sorgfältig abgewogen und zielgerichtet auf das aktuelle Infektionsgeschehen abgestimmt“, so der OB weiter.

--> Videobotschaft von Oberbürgermeister Harry Mergel zur aktuellen Coronalage

Maßnahmenkatalog

„Sollte die 7-Tages-Inzidenz den Wert von 50 überschreiten, werden wir sofort per Allgemeinverfügung eine Reihe Maßnahmen zur Eindämmung des Virus erlassen“, kündigt Bürgermeisterin Agnes Christner an. „Dabei ist es uns auch ein besonderes Anliegen, die erneute Schließung von Kitas und Schulen zu vermeiden“, betont sie. „Wir wissen um die Sorge vieler Eltern und werden alles tun, den Regelbetrieb unter Pandemiebedingungen zu ermöglichen.“

Geplant ist vor allem die Quarantänepflicht für Reiserückkehrer aus Risikogebieten zu verlängern, wie es auch die Bundesregierung ab Ende September/Anfang Oktober vorsieht. „Damit nehmen wir genau die Gruppe in den Blick, auf die sich das Infektionsgeschehen in Heilbronn derzeit konzentriert“, erklärt Mergel. Die Quarantäne könnte dann erst bei Vorliegen eines negativen Tests, der ab dem 5. Tag nach der Rückreise gemacht werden kann, aufgehoben werden. Nach der jetzigen Corona-Verordnung Einreise-Quarantäne reicht ein Test mit negativem Ergebnis, der noch im Reiseland oder innerhalb von 72 Stunden nach der Rückkehr gemacht wird. „Aufgrund der mittleren Inkubationszeit von Covid-19 von fünf Tagen bringen ein späterer Test und eine längere Quarantäne jedoch zusätzliche Sicherheit“, erklärt Dr. Peter Liebert, Leiter des Städtischen Gesundheitsamts Heilbronn. Zudem appelliert Oberbürgermeister Mergel an das Verantwortungsbewusstsein aller Reiserückkehrer aus Risikogebieten: „Bitte halten Sie sich an die geltenden Regeln: Einhaltung der Quarantäne, Meldung beim Ordnungsamt, keine sozialen Kontakte bis zum Vorliegen eines negativen Testergebnisses. Nur so kann eine Ausbreitung des Virus wirkungsvoll verhindert werden.“

Ergänzend sieht die vorbereitete Allgemeinverfügung, die vom Ordnungsamt und vom Rechtsamt ausformuliert wurde, abweichend von der Corona-Verordnung des Landes Einschränkungen bei öffentlichen und privaten Veranstaltungen vor. Bei mehr als 50 Neuinfizierten innerhalb einer Woche pro 100 000 Einwohner würde die Teilnehmerzahl bei öffentlichen Veranstaltungen auf 250 Personen begrenzt. Veranstaltungen mit mehr als 250 Teilnehmenden und bis maximal 500 Teilnehmenden könnten nur mit vorheriger Zustimmung des Ordnungsamtes der Stadt Heilbronn durchgeführt werden. Im Übrigen gelten die Schutz-, Abstands- und Hygienevorgaben. Bei privaten Veranstaltungen wären 25 Personen in privaten Räumlichkeiten (Haus, Wohnung, Kleingarten) bzw. 50 in mietbaren Räumlichkeiten zulässig. Wer bis zu 100 Gäste außer Haus bewirten möchte, muss zuerst ein Hygienekonzept mit dem Ordnungsamt abstimmen. „Die Einschnitte im privaten Bereich sind uns besonders schwer gefallen“, betont Mergel. „Leider haben sich aber gerade private Feiern wie große Hochzeiten und Geburtstage immer wieder als Hotspots für Neuinfektionen erwiesen.“

Als weitere Schutzmaßnahme würde das Tragen von Mund-Nasen-Bedeckungen ausgeweitet. Diese wären dann etwa auch auf den Laufwegen in Gastronomiebetrieben, Kinos, Kunst- und Kultureinrichtungen und in Kirchen, Moscheen u.Ä. zu tragen. Zudem wäre eine Tragepflicht vorgesehen auf den Begegnungsflächen (z.B. Foyers, Ausstellungsräume, Flure, Treppenhäuser, Toiletten, Umkleiden) in Beherbergungsbetrieben, Sportanlagen und -einrichtungen, Kunst-, Kultur- und Bildungseinrichtungen, sowie auf Märkten unter freiem Himmel.

„Mit diesem Maßnahmenkatalog in der Schublade und den Erfahrungen aus den ersten Monaten der Corona-Pandemie sehen wir uns gut vorbereitet. Die Hoffnung bleibt aber natürlich, dass wir die 50er Marke nie überschreiten und mit den allgemeinen Vorsichtsmaßnahmen – Abstand halten, Hygieneregeln beachten und Alltagsmasken tragen – um eine Verschärfung der Corona-Schutzmaßnahmen herumkommen“, so Oberbürgermeister Harry Mergel. Und Ordnungsamtsleiterin Dorothea Kleinhanss ergänzt: „Deshalb gilt das Augenmerk von Polizei und Ordnungsamt auch wieder verstärkt der Einhaltung der Regeln: Abstand, Mund-Nasen-Schutz, Quarantäne.“ Die Allgemeinverfügung müsste so lange in Kraft bleiben, bis die 7-Tages-Inzidenz der Neuinfektionen im Stadtkreis Heilbronn sieben Tage in Folge jeweils die Summe von 50 Infizierten/100 000 Einwohner unterschreitet.

Bei der Festlegung der Maßnahmen stand die Stadt Heilbronn in den vergangenen Tagen auch im Austausch mit dem Landesgesundheitsamt und dem Sozialministerium in Stuttgart.

Jüngere und Reiserückkehrer

Bis zum 31. August wurden in Heilbronn 610 Infektionen mit dem Coronavirus verzeichnet. 529 Personen sind davon schon wieder genesen, 17 Personen sind an oder mit dem Virus verstorben. „Damit haben wir in Heilbronn derzeit 64 aktive Fälle“, berichtet der Leiter des Gesundheitsamtes, Dr. Peter Liebert. „Die Fälle sind überwiegend auf Reiserückkehrer aus Risikogebieten zurückzuführen. Eine diffuse Verbreitung des Virus können wir derzeit glücklicherweise nicht beobachten“, stellt der Gesundheitsexperte fest. Von 48 Neuinfizierten im Zeitraum vom 24. bis zum 31. August waren 35 Reiserückkehrer (=73 %), darunter 13 aus Kroatien, acht aus dem Kosovo, fünf aus der Türkei und drei aus Spanien. Eine weitere positive Nachricht: Auch der Verlauf der Infektionen ist derzeit meist unkompliziert, die Mehrzahl der Infizierten ist sogar asymptomatisch. Nur eine Person aus Heilbronn wird aktuell am SLK-Klinikum am Gesundbrunnen behandelt, eine Beatmung ist nicht erforderlich. „Die Erklärung dafür ist, dass derzeit vor allem jüngere Menschen das Virus in sich tragen“, erläutert Liebert. Von den 48 Infizierten sind 40 unter 50 Jahre alt. Die größte Altersgruppe stellen die 20- bis 29-Jährigen (zwölf Personen), gefolgt von den 30- bis 39-Jährigen (elf Personen). Entwarnung bedeutet dies für Liebert allerdings nicht: „Die Gefahr besteht darin, dass das Virus wieder in die Gesellschaft hineingetragen wird, darunter auch in Gemeinschaftseinrichtungen wie Seniorenheime, Krankenhäuser, Kitas und Schulen. Dies gilt es unbedingt zu verhindern.“

Drive in soll Testmöglichkeiten ergänzen

Testmöglichkeiten für Reiserückkehrer bestehen derzeit an Flughäfen, Bahnhöfen und Autobahnen. In Heilbronn sind die Hausärzte der erste Ansprechpartner. Darüber hinaus gibt es im Stadtgebiet Heilbronn mittlerweile sechs Corona-Schwerpunktpraxen, die Tests durchführen, weitere sind im Landkreis zu finden. Wegen der Einrichtung einer Drive-in-Teststelle auf der Theresienwiese ist die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg im Gespräch mit der Stadt Heilbronn. Seitens der Stadt könnte diese bis zum 14. September in Betrieb gehen. Die nötige Infrastruktur wie Container, Toiletten und anderes könnte bis dahin bereitgestellt werden.