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Straßennamen

Etwa 1150 Straßen, Wege, Gassen, Alleen, Plätze, Stege, Brücken, Steigen und Staffeln in Heilbronn tragen einen offiziellen Namen. Das Straßennamenverzeichnis erläutert deren Herkunft und erzählt spannende Geschichten über Persönlichkeiten und Ereignisse aus der Stadtgeschichte. Dabei gilt: Je lokaler der Bezug, umso ausführlicher der Eintrag, während Pflanzen-, Tier- und Städtenamen nicht näher erklärt werden. Selbiges gilt auch für allgemein bekannte Persönlichkeiten. 

Das Verzeichnis basiert auf dem Buch „Die Heilbronner Straßennamen" von Gerhard Schwinghammer und Reiner Makowski, das im Jahr 2005 erschienen und mittlerweile vergriffen ist. Die Online-Version enthält Aktualisierungen.

Wartbergstraße

Adresse
Benannt 1962
Zum Stadtplan
Stadtteil Heilbronn
Sonstiges Vorher ab Bahngleis Äußere Wartbergstraße (benannt 1911).

Urkundlich wird der 308 Meter hohe Keuperhügel im Nordosten der Stadt erstmals im Jahr 1146 als »Nordberg« (Teil um »Die Wart«) erwähnt. Früher hieß der Wartberg Rydtberg oder Rydtwald (von Ried: moorig, sumpfig).

Von Kaiser Ferdinand II. (1634) über Goethe (1797) bis Richard Wagner (1876) lockte der »Heilbronner Hausberg« viele berühmte Besucher auf die Höhe. Der Dichter und Publizist Christian Friedrich Daniel Schubart ließ sich 1773 vom Wartberg aus den »ganzen Zauber der Gegend tief in die Seele drücken« und schwärmte: »Die Aussicht vom Wartberg herab ist, nächst dem Donautal gewiß der herrlichste Anblick von ganz Deutschland!« Schillers Gedicht »Der Spaziergang« soll sich auf den Wartberg beziehen, den er 1793 mehrfach besuchte: »Sei mir gegrüßt, mein Berg mit dem rötlich strahlenden Gipfel.«

Die schönste Beschreibung stammt von Goethe: »Wir fanden eben die Sonne als eine blutrote Scheibe in einem wahren Schirokkoduft rechts von Wimpfen untergehen. Der Neckar schlängelt sich sanft durch die Gegend, die von beiden Seiten des Flusses sanft aufsteigt. Heilbronn liegt am Flusse, und das Erdreich erhöht sich nach und nach bis gegen die Hügel im Norden und Nord-Osten. Alles, was man übersieht, ist fruchtbar; das nächste sind Weinberge, und die Stadt selbst liegt in einer großen grünen Masse von Gärten. Es gibt den Anblick von einem ruhigen, breiten, hinreichenden Genuß.«
Und noch eine Schwärmerei des Juristen Christoph Ludwig Pfeiffer aus Thüringen anno 1766: »Der Wartberg bleibt der Berge König, Heilbronn des Tales Königin!«

Den Spuren eines Ringwalls nach diente der Gipfel des Wartbergs vor 2000 bis 3000 Jahren als Volksburg. Der Bau des »Wartthurms« liegt im Dunkel der Geschichte. Die Oberamtsbeschreibung von 1865 mutmaßt als Erbauer, wie bei der Heuchelberger Warte, die Grafen von Calw, »damit mit Fahnen, Feuer und Rauch über das Land hinweg signalisiert werden konnte«. Eine andere Quelle verweist auf die Grafen von Löwenstein. 1868 gestaltete der Verschönerungsverein die Warte zum Aussichtsturm.

Der Turm ist heute 30,40 Meter hoch. Mit Phillipp Jakob Nast begann 1764 die Gastronomie auf dem Wartberg. Die Reichsstadt gab ihm die Erlaubnis, Hütten und einen Park um den Turm anzulegen und Erfrischungen an Gäste auszugeben. 1792 baute Nast mit Unterstützung des Heilbronner Senats ein zweiflügeliges Wirtshaus mit einem Tanzsaal im Verbindungsbau, der mit dem ersten Herbst-Weinfest eingeweiht wurde. Es wurde mehrfach umgebaut. Der Wartberg war und ist der beliebteste Treffpunkt der Heilbronner. Hier feierte man in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und im 19. Jahrhundert die Heilbronner Herbste. Zur Zeit der Weinlese tanzte man auf dem Berg, zechte und genoss die Aussicht auf die vielen Gesellschaftsfeuer, Fackeln und Feuerwerke, die den Wartberghang erhellten. Ende des 19. Jahrhunderts verlagerte sich das Weinfest zu »Herbstparthien« auf die Cäcilienwiese, dann auf die Theresienwiese. Nun ist das Weindorf rund ums Rathaus der Höhepunkt des Heilbronner Herbstes. Heute findet am Wartberg beim ehemaligen Wasserhochbehälter Ende September der Weinleseauftakt statt.

Das Bauwerk (1926) diente als Reservoir für die Wasserversorgung Heilbronns. Heute ist es Weinbaumuseum mit historischen Geräten und Wandbildern. Daneben steht ein 21.500-Liter-Fass mit Weinstube. Am Wartberg werden siebzig Prozent Trollinger geerntet, deshalb heißt er auch »Trollinger-Berg«. An ihm entlang führt der Weinpanoramaweg mit 24 Stationen vom Weingut Heinrich an der Riedstraße (Baumkelter) vorbei an Herrschafts-Wengerthäusern und Infotafeln, dem Gedenkstein an die im Zweiten Weltkrieg umgekommenen Wengerter bis zum Weinbrunnen an den Arkaden. Eine Drahtseilbahn von Heilbronn zum Wartberg, die 1892 vom »Verein zur Hebung des Fremdenverkehrs« geplant wurde, blieb Wunschtraum. Dafür gab es im August 1936 ein Wartbergrennen mit Sportwagen und Motorrädern und nach dem Zweiten Weltkrieg Seifenkistenrennen. Ein Gewann Wartberg und Ob dem Wartberg gibt es in Böckingen um den Wasserturm.