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Mit Wanderschuhen und Weitblick: Heilbronner Gemeinderat erkundet den Stadtwald

Wie entwickelt sich der Stadtwald in die Zukunft?

Diese Frage stand im Zentrum der diesjährigen Waldbegehung des Heilbronner Gemeinderats. Alle zwei Jahre lädt die Forstabteilung zur Exkursion ein. In diesem Jahr führte der Weg ins Revier Ost. Mit dabei waren Forstabteilungsleiter Immanuel Schmutz und Revierleiter Robin Ihle. Sie gaben den Stadträten einen exklusiven Einblick in ihre Arbeit. Dabei wurde deutlich: Der Wald ist weit mehr als nur Bäume.

Vier Stationen, ein Ziel: Der Wald als Multitalent

Die Waldbegehung führte zu vier Stationen. Sie zeigen exemplarisch, wie die städtische Forstabteilung die sogenannte forstliche Funktionentrias aus Nutzfunktion, Schutzfunktion und Erholungsfunktion im Stadtwald umsetzt.

1. Retentionstümpel: Wasser als Ressource und Schutz

Am Schweinsberg bestehen seit drei Jahren die ersten beiden von insgesamt sechs bis zehn geplanten Retentionstümpeln. Diese flachen Gewässer puffern Starkregen, speichern Wasser für trockenere Phasen und schaffen wertvolle Lebensräume für Amphibien und Insekten.

Ein Tümpel ist dauerhaft wasserführend, der andere fällt zeitweise trocken. Dadurch entsteht eine besonders hohe ökologische Vielfalt. Die Planung erfolgt gemeinsam mit dem Planungs- und Baurechtsamt. Die Ausführung übernimmt das städtische Betriebsamt. Weitere Tümpel sollen in den Jahren 2025 und 2026 in beiden Revieren folgen.

2. Regiejagd: Jagd mit Verantwortung

Um junge Eichen vor Rehwildverbiss zu schützen, setzt die Stadt auf eine eigene Regiejagd. Hier findet keine Verpachtung statt, sondern es werden befristete Jagderlaubnisscheine ausgegeben. Insgesamt sind sieben Jäger auf rund 100 Hektar unterwegs.

Die Eiche gilt mit ihrem tiefreichenden Wurzelsystem als Hoffnungsträgerin im Klimawandel. Ihre Förderung ist Ziel dieser Maßnahme. Es gibt für die Mitjäger keine über das Jagdrecht hinausgehenden Einschränkungen nach Geschlecht oder Alter des Wildes. Die Jagdpraxis wird zudem in die Ausbildung der städtischen Forstwirte eingebunden.

3. Verjüngungsfläche nach Borkenkäferbefall: Der Wald der Zukunft entsteht

Ein Fichtenbestand fiel dem Borkenkäfer zum Opfer. An seiner Stelle entsteht nun ein neuer Mischwald mit klimatoleranten heimischen und nicht heimischen Baumarten. Natürlich aufgekommene Jungbäume werden integriert. Ziel ist ein stabiler, vielfältiger Wald.

Dieser Umbau schützt das Ökosystem und sichert auch künftig die Holznutzung. Durch langlebige Holzprodukte wird CO₂ langfristig gebunden. Damit leistet der Stadtwald einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz und reduziert die Abhängigkeit von Importholz.

4. Waldspielplatz: Natur erleben für die Kleinsten

Der letzte Halt führte zum Waldspielplatz im Revier Ost. In den vergangenen Jahren waren viele Spielgeräte nicht mehr nutzbar. Im Frühjahr dieses Jahres wurde er mit neuen Einrichtungen aus Robinienholz und Hackschnitzelbelag ausgestattet. Die Bauarbeiten übernahm eine Fachfirma, da moderne Sicherheitsvorgaben keine Eigenfertigung durch Azubis mehr erlauben.

Bereits zur Osterzeit wurde der neue Spielbereich begeistert angenommen. Der Wald erfüllt hier seine wichtige Rolle als Erholungsort für Familien. In unmittelbarer Nähe liegt der ebenfalls sehr beliebte Walderlebnispfad. Insgesamt bietet der Stadtwald zwei Spielplätze, zehn Grillstellen, zwei Sportpfade und 43 Kilometer markierte Wege.

Mehr als Bäume: Der Stadtwald in Zahlen

  • 1.085 Hektar Waldfläche
  • Rund 330.000 Festmeter Holzvorrat
  • Über 40 Baumarten, davon 27 Prozent Eiche und 18 Prozent Buche
  • 4.800 Festmeter Holzeinschlag pro Jahr bei einem Zuwachs von etwa 6.300 Festmetern
  • 46 Hektar Naturschutzgebiete und 75 Waldbiotope
  • 229 Hektar Wasser- und Quellschutzflächen
  • 25 Hektar dauerhaft stillgelegter Wald für Artenvielfalt
  • 67 Festmeter pro Hektar Totholz als Lebensraum
  • 9.900 Tonnen gebundenes CO₂ jährlich
  • Komplett als Erholungswald ausgewiesen mit zahlreichen Freizeitangeboten

Fazit: Der Stadtwald ist ein Spiegel der Stadtgesellschaft

Ob Hochwasserschutz, Klimaanpassung, Artenschutz oder Freizeitwert – der Heilbronner Stadtwald erfüllt viele wichtige Funktionen. Die Waldbegehung machte deutlich: Die Forstabteilung arbeitet mit Sachverstand, Leidenschaft und einem Blick für das große Ganze. Der Wald der Zukunft entsteht Schritt für Schritt, begleitet von Menschen, die Verantwortung übernehmen.

Datum: 1. Juli 2025