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Herausragende Aufenthaltsqualität für Turmstraße und Zehentgasse

Wettbewerb zur Neugestaltung zweier Altstadtstraßen entschieden

Die Heilbronner Innenstadt ist als Sanierungsgebiet ausgewiesen. In den kommenden Jahren wird dort einiges umgestaltet und verschönert, darunter auch die Turmstraße und die Zehentgasse. Beide sollen ansprechender werden, mehr Aufenthaltsqualität bieten und für ein besseres Stadtklima auch grüner werden. Nun liegen Entwürfe zur Neugestaltung der beiden Straßen in der Innenstadt Nord vor. Sie sind das Ergebnis des Wettbewerbs zur Neugestaltung der Turmstraße und Zehentgasse, den die Stadt Heilbronn ausgelobt hatte. Am 30. Juni zeichnete ein Preisgericht unter dem Vorsitz des Stuttgarter Landschaftsarchitekten Michael Glück die Arbeitsgemeinschaft (ARGE) Büro Hink Landschaftsarchitektur GmbH, Schwaigern, Biegert Landschaftsarchitektur GmbH, Bad Friedrichshall, und Daniel Schönle Architektur und Stadtplanung, Stuttgart, mit dem ersten Preis aus.

Die von der ARGE eingereichten Entwürfe sehen eine abwechslungsreiche Gestaltung der beiden Straßen vor, die jeweils auch parkartig gestaltete Grünbereiche mit Sitzgelegenheiten sowie Spiel- und Wasserelementen vorsehen. Schwungvolle Linien sind prägende Elemente. In der schriftlichen Beurteilung des Preisgerichts heißt es dazu: „Das Konzept lässt eine reizvolle und abwechslungsreiche Situation erwarten und stellt eine Bereicherung für die Heilbronner Innenstadt dar.“ Aktuell ist der Siegerentwurf neben den elf weiteren eingereichten Arbeiten in einer Ausstellung im Wollhaus zu sehen.

Der Gemeinderat hat sich bereits mit dem Masterplan Innenstadt das Ziel gesetzt, die Innenstadt stärker zu begrünen, um die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt zu erhöhen und einen Beitrag zur Kühlung und Verschattung an heißen Tagen zu leisten. Bürgermeister Andreas Ringle, der als Fachpreisrichter dem Preisgericht angehörte, ist begeistert von dem Siegerentwurf. „Bei Umsetzung erhalten die beiden Straßen eine herausragende Aufenthaltsqualität mit positiver Ausstrahlung auf die Wohn- und Lebensqualität des gesamten Quartiers. Gleichzeitig wird ein Beitrag zur klimagerechten Stadtentwicklung geleistet.“ Oliver Toellner, Leiter des städtischen Grünflächenamts, hebt insbesondere die qualitätvolle Gestaltung der Grünbereiche hervor. „Das Freiraumkonzept ist gestalterisch eigenständig mit einem hohen funktionalen Entsiegelungsgrad. Der Entwurf fördert die Artenvielfalt in der Stadt und sorgt durch Einbeziehung des vorhandenen Baumbestands und ein durchdachtes Regenwassermanagement für klimatisch kühle Orte in der hitzebelasteten Innenstadt von Heilbronn.“

Nach dem Entwurf untergliedert sich die Turmstraße in einen autoverkehrsfreien Bereich im Osten (Ausnahme Anlieferung), genannt Quartierspark, und den von Autoverkehr befahrenen Quartiershain im Westen. Die heutige Linearität der Straßenführung wird im Quartierspark sowie im südlichen Teil des westlichen Bereichs durch geschwungene Linien gänzlich aufgehoben, was das Preisgericht bei dieser Arbeit als „besondere Stärke“ wertete. Die Straße wird im Quartiersgarten komplett zurückgebaut und durch eine breitere Flanierzone und einen geschwungenen Fußweg durch das neu angelegte Grün ersetzt. Eine abwechslungsreich gestaltete Rasenfläche rund um den vorhandenen Baumbestand lädt ebenso wie Sitzgelegenheiten und Spielelemente zum Verweilen ein. Die Versickerung und Verdunstung des Regenwassers erfolgt in Mulden. Zur Bewässerung ist der Einbau zusätzlicher Zisternen vorgesehen. Wasserelemente mit Kühleffekt sollen im Sommer für Erfrischung sorgen.

Auch für die Zehentgasse sieht der Entwurf attraktive und vielfältig nutzbare Freibereiche vor. Hier zeigt sich ein lila Band in drei geschwungenen Staudenbändern, die rund um die vorhandenen Bäume angelegt werden. Der westliche Teil der Zehentgasse ist im Entwurf komplett autofrei, was das Preisgericht allerdings als kritisch bewertete, da sich dadurch der Autoverkehr in andere Gassen verlagere.

Der Bereich der Sülmermühlstraße nördlich der Turmstraße wurde durch die Bearbeiter bei einem breiten Nutzungsspektrum in unterschiedlicher Ausarbeitungstiefe betrachtet. Diese Überlegungen können interessante Anregungen für die künftige städtebauliche Entwicklung dieses Bereichs der Heilbronner Innenstadt darstellen.

Die Erarbeitung eines ganzheitlichen Verkehrskonzeptes war kein Bestandteil des Wettbewerbs. Aktuell wird ein Gutachten zum Verkehr in der nördlichen Innenstadt erstellt, in das der prämierte Wettbewerbsentwurf einfließen wird.

Drei Preise und
drei Anerkennungen

Den zweiten Preis vergab das Preisgericht an hochC Landschaftsarchitekten PartGmbB, Berlin, und den dritten Preis an lohrer hochrein landschaftsarchitekten und stadtplaner gmbh, München. Drei Anerkennungen erhielten das Büro Sunder Plaßmann.Noll plan+bau GmbH, Kassel; die Arbeitsgemeinschaft faktorgruen Landschaftsarchitekten bdla Beratende Ingenieure Partnerschaftsgesellschaft mbB, Freiburg, und a+r Architekten GmbH, Stuttgart, sowie an Lars Schwitlick Landschaftsarchitektur, Wahrsow.

Das Preisgericht empfahl der Stadt Heilbronn als Ausloberin einstimmig, die mit dem ersten Preis ausgezeichnete Wettbewerbsarbeit mit der weiteren Bearbeitung zu betrauen. Dennoch folgt nun, wie es in solchen Wettbewerben üblich ist, ein Verhandlungsverfahren mit allen Preisträgern zwecks der Vergabe der weiteren Planungsleistungen.

Die Turmstraße und die Zehentgasse liegen im Sanierungsgebiet Innenstadt Heilbronn, das im Jahr 2020 in das Bund-Länder-Programm Sozialer Zusammenhalt (SZP) aufgenommen wurde. Mit dem bewilligten Förderrahmen von aktuell rund 4,3 Millionen Euro können verschiedene Einzelmaßnahmen in die Wege geleitet und bis zum Jahr 2029 umgesetzt werden.

Offener Wettbewerb mit
europaweiter Auslobung

Bei dem Wettbewerb handelte es sich um einen offenen freiraumplanerischen Realisierungswettbewerb mit städtebaulichem Ideenteil, der europaweit ausgelobt wurde. Aufgefordert waren Landschaftsarchitekten, Architekten und Stadtplaner, freiraumplanerische Vorentwürfe zur Neugestaltung der Turmstraße und der Zehentgasse und der Anschlussbereiche sowie einen Ideenteil für die Erstellung eines städtebaulichen Konzeptes für die Entwicklung des Areals Sülmermühlstraße einzureichen. Dabei galt es insbesondere, Ideen zu entwickeln, wie die Aufenthaltsqualität durch abwechslungsreiche, multifunktionale Freiflächen und einen hohen Grünanteil gesteigert, neue Begegnungs- und Kommunikationsräume geschaffen, der Fußgänger- und Radverkehr gefördert sowie die stadträumlichen Verbindungen gestärkt werden können. Im Vorfeld und bei der Vorbereitung des Wettbewerbs wurde auch die Bürgerschaft zu ihren Wünschen und Ideen für das Quartier befragt und umfangreich beteiligt.

Dem Preisgericht gehörten neun stimmberechtigte Fach- und Sachpreisrichter an. Zu den Fachpreisrichtern zählte neben dem Landschaftsarchitekten Michael Glück der Verkehrsplaner Ralf Huber-Erler, Darmstadt, der Architekt und Bau- und Umweltbürgermeister Andreas Ringle, der Landschaftsarchitekt und Stadtplaner sowie Leiter des städtischen Grünflächenamtes Oliver Toellner und die Architektin und Stadtplanerin Petra Zeese, Stuttgart. Als stimmberechtigte Sachpreisrichter waren im Preisgericht Erster Bürgermeister Martin Diepgen, Elke Roth für die CDU-Fraktion im Gemeinderat, Eva Luderer von der Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen und Rainer Hinderer von der SPD-Fraktion vertreten. Das Preisgeld beläuft sich auf 60 000 Euro netto.

Ausstellung
mit den Wettbewerbsergebnissen

Alle zwölf eingereichten Arbeiten sind in einer Ausstellung im Erdgeschoss des Wollhauses (ehemals Galeria Kaufhof), Zugang von der Fußgängerzone, zu sehen. Die Ausstellung ist bis zum 21. Juli montags bis freitags von 13 bis 17 Uhr und samstags von 11 bis 15 Uhr geöffnet. Der Zugang ist barrierefrei, der Eintritt ist frei.

Visualisierungen: ARGE Biegert Hink sowie Raumlabor 3/Thorsten Kraemer