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Ludwig Pfau und Heilbronn

Bibliophiles Marbacher Spurenheft erschienen

Zum Abschluss des Heilbronner Ludwig Pfau-Festjahrs anlässlich des 200. Geburtstags des Dichters, Revolutionärs, Satirikers, Kunstkritikers und Journalisten hat der Leiter des Heilbronner Literaturhauses, Dr. Anton Philipp Knittel, in der bibliophilen Reihe SPUREN der Marbacher Arbeitsstelle für literarische Museen, Archive und Gedenkstätten das Heft „Ludwig Pfau und Heilbronn“ vorgelegt. Im reich mit aktuellen Abbildungen versehenen Heft folgt Knittel den Spuren des alles andere als spannungsfreien Verhältnisses der Stadt Heilbronn zu ihrem vorbestraften Ehrenbürger. „Dabei lassen sich an dem an Wechseln und unterschiedlichen Bewertungen reichen Leben, Nachleben und Werk des Heilbronners Ludwig Pfau eindrücklich auch die Bruchlinien der politischen Auf- und Umbrüche des 19. Jahrhunderts im Gefolge der 1848er Revolution ablesen“, sagt der Literaturhauschef.

Die 16 Seiten umfassende Publikation ist unter anderem über den Buchhandel oder direkt über den Förderkreis des Literaturhauses im Literaturhaus am Trappensee für 4,50 Euro zu erhalten.

Ludwig Pfau, Sohn eines Kunstgärtners, entscheidet sich gegen das Studium der Theologie und beginnt eine Gärtnerlehre, die ihn nach Paris führt. Dort entdeckt er die Literatur für sich und veröffentlicht 1842 seinen ersten Gedichtband. Ende 1847 gründet Pfau in Stuttgart das satirische Wochenblatt „Eulenspiegel“, das ab 1848 erscheint und schnell große Verbreitung findet. Der Herausgeber und Redakteur Pfau eckt mit seinen satirischen Texten als radikaler Demokrat immer mehr an. Nach der gescheiterten Revolution flieht er über die Schweiz in sein Pariser Exil, in dem er zehn Jahre bleibt, bevor er 1863 nach Stuttgart zurückkehrt. Dort nimmt er den politischen Faden erneut auf und ist Mitbegründer der Württembergischen Demokratischen Volkspartei. Als Schriftsteller und Kunstkritiker gerät der Preußengegner, der stets dem Föderalismus das Wort redet, immer wieder mit der Regierung in Konflikt. So wird er etwa 1876 wegen Beleidigung der preußischen Regierung 1876 zu einer dreimonatigen Gefängnisstrafe verurteilt, die er in Heilbronn unter Anteilnahme großer Teile der Bevölkerung absitzt. In den 1880er Jahren wird Pfaus Bindung an Heilbronn wieder enger. Beispielsweise wird er als Kunstsachverständiger bei den Denkmälern für den Heilbronner Entdecker des Energieerhaltungssatzes Robert Mayer und für Kaiser Wilhelm zu Rate gezogen.

Ludwig Pfaus Schriften wie auch seine Gedichte zeugen von eindringlicher Bildhaftigkeit, sensiblem Sprachgefühl und rhythmischer Stimmigkeit, weshalb nicht zuletzt zahlreiche Komponisten, darunter Giacomo Meyerbeer und Arnold Schönberg, Pfaus Strophen vertonten. Und sein ›Badisches Wiegenlied‹ erlebt eine Renaissance im Umfeld der Anti-Atomkraft-Demos und bleibt so im kulturellen Gedächtnis.