Beim Herbstlaub-Sammeleinsatz wird auch an Tiere gedacht

Als die drei Männer und eine Frau auf den Wiesenflächen im Campuspark in orangefarbenen Overalls mit Laubbläsern voranschreiten, wirbeln sie wild tanzende Blätter durch die Luft. Am Wegesrand blasen die Angestellten des Betriebsamts eine lange Hügelreihe zusammen – es ist angerichtet für die nächste Stufe der Laubsammlung in Heilbronn, den Laubelefanten. Der befördert die Blatthaufen in kurzer Zeit in einen zehn Kubikmeter fassenden Anhänger. Von dort werden die Blätter zu den Laubbergen in einem der Zwischenlager an der Viehweide transportiert.
Ab Mitte Oktober bis Dezember wird in der Stadt das Laub zusammengetragen, um keine Unfallgefahren bei nassen oder gefrorenen Blättern heraufzubeschwören oder in Grünanlagen andere Pflanzen nicht zu stark mit den Blattschichten zu überlagern. Die Stadtreiniger übernehmen das Laub im Straßenraum, die Grünflächen-Mitarbeiter sind für Parks, Grünzonen, Spiel- und Sportplätze zuständig. „Für uns als Stadt ist das eine Pflichtaufgabe“, betont Niklas Köppel, Abteilungsleiter Grünflächenunterhaltung im Betriebsamt. Würde zum Beispiel auf laubübersäten Verkehrsflächen ein Unfall passieren, würde eine Haftung der Stadt geprüft.
Elf Kilo Technik
auf dem Rücken
Zügig kommt die Vierergruppe im Campuspark voran, in gut einer Stunde werden sie die Fläche bearbeitet haben. „Es ist eine Abwechslung zu unserer sonstigen Grünpflege im Neckarbogen“, erzählt Vorarbeiterin Tanja Baumgärtner. Die Laubbläser, die sie mit Gurten auf dem Rücken tragen, sind gut elf Kilogramm schwer. „Nach zwei Tagen“, sagt Baumgärtner, „merkt man das dann schon.“


Kritische Fragen zu dem nicht ganz leisen Technikeinsatz kommen von Bürgerseite immer mal wieder auf. Nur: Ohne die technische Hilfe würde der Laubsammeldienst viel mehr Zeit benötigen. Die rund 48.000 Stadtbäume lassen viele Blätter fallen. Rund 20 bis 25 Prozent mehr Personal würde man ohne die technischen Geräte benötigen, überschlägt Köppel. Dies sei organisatorisch und finanziell nicht darstellbar. Zumal sich die Laubarbeit dann bis ins nächste Jahr ziehen würde.
In Grünflächen bleibt ein
Teil als Dünger liegen
Mit Blick auf die Ökologie hat sich etwas verändert. Längst wird das Laub nicht mehr komplett aus Grünanlagen entfernt. Rund 30 Prozent dürfen liegenbleiben, als guter Dünger und Förderer des Bodenlebens. An Hecken oder Gehölzbeständen blasen die Grün-Experten zudem kleine Laubberge gezielt zusammen, vermischen das Laub auch mit Reisig. „Das sind gute Rückzugsorte für Igel und andere Lebewesen“, verdeutlicht Niklas Köppel, dass sein Mitarbeiterteam auch ein Herz für Tiere hat.
Technisch ausgereift ist der Einsatz des Laubelefanten mit dem großen Saugrohr. Als Marius Flinspach einen Fendt-Traktor dicht an den Laubhügeln vorbeisteuert, pendelt das breite Rohr hin und her über die Schichten. Mit einem Joystick in der Kabine steuert Flinspach den „Rüssel“, der die vielen Blätter rasch ins Innere des Anhängers zieht.
Aus Millionen Blättern
wird neuer Kompost
Was am Ende mit den Millionen Blättern der Heilbronner Bäume passiert? Eine Firma aus Pfaffenhofen holt die Laubberge an den Sammelplätzen ab. Im Zusammenspiel mit anderen Grünabfällen wird aus ihnen ein guter Bio-Rohstoff: neuer Kompost.


