Waffen- und Messerverbotszonen zeigen Wirkung

Die Waffenverbotszonen für die Bahnhofsvorstadt und Teile der Heilbronner Innenstadt zeigen positive Wirkung. Das bestätigt die Evaluation der im Juni 2024 begonnenen Maßnahme, die Prof. Dr. Dieter Hermann vom Institut für Kriminologie der Universität Heidelberg im Auftrag der Stadt ausgewertet hat. Demnach fühlen sich Menschen in beiden Waffen- und Messerverbotszonen sicherer und werden seltener Opfer von Straftaten.
„Die Ergebnisse belegen den Erfolg der Maßnahme und sprechen für eine Weiterführung beider Waffen- und Messerverbotszonen“, lautet das Fazit von Prof. Hermann, das darüber hinaus auch 70 Prozent der Befragten teilen. Auch befragte Personen, die sich so gut wie nie in einer der Waffen- und Messerverbotszonen aufhalten, berichten von einem gewachsenen Sicherheitsgefühl im öffentlichen Raum durch die Maßnahme.
Oberbürgermeister Harry Mergel sieht sich bestätigt: „Dass sich Menschen in unserer Stadt sicher und wohl fühlen, ist unser oberstes Ziel. Mit den beiden Waffen- und Messerverbotszonen schöpfen wir weitere rechtliche Maßnahmen aus, die uns helfen, die Sicherheit und das Sicherheitsgefühl der Menschen in der Stadt stetig zu verbessern. In enger Kooperation mit der Polizei unternehmen wir in vielen Feldern große Anstrengungen für ein sicheres Heilbronn.“
Auch Polizeipräsident Frank Spitzmüller bewertet die Maßnahme positiv: „Die Einrichtung von Waffenverbotszonen in Teilen der Heilbronner Innenstadt und die daraus resultierenden rechtlichen Möglichkeiten waren und sind ein wichtiger Bestandteil unserer Konzeption für ein sicheres Heilbronn. Unsere Maßnahmen greifen, das belegt diese Studie. Jede sichergestellte Waffe macht unser Leben sicherer.“
Die erste Waffen- und Messerverbotszone richtete die Stadtverwaltung im Juni 2024 im Umfeld des Hauptbahnhofs ein, die aktuell bis 30. Juni 2027 jeweils von 4 Uhr nachts bis 1.30 Uhr in der darauffolgenden Nacht gilt. Nachdem die Ergebnisse von Anfang an positiv waren, wurde die Maßnahme im September 2024 auf Teile der Innenstadt erweitert und läuft dort aktuell bis 4. September 2026, jeweils von 14 Uhr am Nachmittag bis 6 Uhr am Morgen. Die jeweiligen Zeitenspannen des Verbots resultieren aus vorliegenden Kriminalitätsdaten.
Seit Bestehen der beiden Waffen- und Messerverbotszonen stellte die Polizei circa 100 Verstöße fest. Hierbei handelte es sich um 20 Straftaten nach dem Waffengesetz und Ordnungswidrigkeiten aufgrund der Waffenverbotszone.
Für die jetzt vorgelegte Evaluation wurden etwa 15.000 zufällig ausgewählte Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt Heilbronn ab dem 14. Lebensjahr dreimal befragt. Diese Evaluationsstudie ist die erste, die durch die mehrfache Aufzeichnung von Kriminalität und Kriminalitätsfurcht derselben Personen Veränderungen auf der individuellen Ebene erfasst und zudem eine Vergleichsregion, nämlich die anderen Stadtteile, berücksichtigt. „Ein solches Untersuchungsdesign ermöglicht zuverlässig Aussagen über die Wirksamkeit von Maßnahmen“, erklärt Prof. Hermann.
Die Ergebnisse im Einzelnen:
- In beiden Waffen- und Messerverbotszonen ist der Anteil der Personen, die sich durch die Einführung der Maßnahme sicherer fühlen, um ein Vielfaches größer als der Anteil der Personen, die sich unsicherer fühlen.
- Fasst man die Opferwerdungen von Raub, Diebstahl, Körperverletzung, Bedrohung, sexueller Angriff und sexuelle Belästigung zusammen, hat sich in beiden Waffen- und Messerverbotszonen sowie in den restlichen Stadtteilen die Opferhäufigkeit signifikant reduziert. Die kriminalpräventiven Maßnahmen der Stadt haben dazu beigetragen, dass Heilbronn in dem Zeitraum von Juni 2024 bis April 2025 sicherer geworden ist
- Die sexuelle Belästigung hat sich in beiden Waffen- und Messerverbotszonen signifikant reduziert, während die Veränderung im restlichen Stadtgebiet nicht signifikant ist. Somit wirkt sich die Waffen- und Messerverbotszone auch auf Normübertretungen aus, die nicht unmittelbar mit Waffen- und Messerdelikten in Zusammenhang stehen
- Die Kriminalitätsfurcht war in beiden Waffen- und Messerverbotszonen vor Einführung der Maßnahme höher als in der Gesamtstadt (ohne Bahnhofsvorstadt und Innenstadt). Die Einführung der Waffen- und Messerverbotszonen hat zu einer Reduktion der Kriminalitätsfurcht in beiden Waffen- und Messerverbotszonen geführt. Im Vergleich dazu hat sich die Kriminalitätsfurcht im restlichen Stadtgebiet nicht signifikant verringert
- Der Rückgang der Kriminalitätsfurcht in beiden Waffen- und Messerverbotszonen ist sowohl durch den Rückgang der Kriminalität als auch durch eine Verhaltensänderung in den Waffen- und Messerverbotszonen erklärbar: Rücksichtsloses Verhalten, insbesondere gegenüber Frauen wurde seltener. Dies wird vor allem von Personen registriert, die sich sehr häufig in den Waffen- und Messerverbotszonen aufhalten. Rücksichtslosigkeit ist eine zentrale Ursache der Kriminalitätsfurcht
- Die Einführung einer Waffen- und Messerverbotszone kann mit nichtintendierten Effekten verbunden sein. Solche sind in der Heilbronner Waffen- und Messerverbotszone nicht erkennbar. Die Aufenthaltshäufigkeit in den Waffen- und Messerverbotszone vor und nach Einführung der Maßnahme ist nahezu unverändert. Die Maßnahme hat somit nicht zu einem Meiden des Gebiets geführt
Prof. Hermann empfiehlt flankierende Maßnahmen, um die Wirkung der Waffen- und Messerverbotszonen zu unterstützen. „Respektlosigkeit gegenüber Frauen, gegenüber deutschen Personen, durch besonders lautstarkes Verhalten Dritter und respektloses Verhalten im Straßenverkehr werden häufig beobachtet und haben einen großen Einfluss auf die Kriminalitätsfurcht, so dass Präventionsmaßnahmen die einen respektvollen Umgang fördern, zu einer weiteren Reduzierung der Kriminalitätsfurcht beitragen würden.“
