Neues Gesicht im Literaturhaus
Interview mit Carolin Contomichalos – Volontärin im Heilbronner Literaturhaus
Seit Oktober bringt Carolin Contomichalos frischen Wind ins Heilbronner Literaturhaus: Die 29-jährige Volontärin organisiert Lesungen, Vorträge und Diskussionen – und das an einem ganz besonderen Arbeitsplatz: dem Trappenseeschlösschen. Im Interview erzählt die gebürtige Dortmunderin, wie sie von Athen über Saarbrücken nach Heilbronn kam – und warum Bücher ihr Leben prägen.

Carolin Contomichalos liebt Bücher – und ihren Arbeitsplatz im Heilbronner Literaturhaus im Trappenseeschlösschen. Foto: Literaturhaus
Wie sind Sie zum Literaturhaus gekommen – was hat Sie daran gereizt?
Carolin Contomichalos: Ich wurde zufällig von einem meiner Dozenten auf die Stellenausschreibung aufmerksam gemacht und habe mich sofort angesprochen gefühlt: die abwechslungsreichen Aufgaben, der malerische Arbeitsplatz im Trappenseeschlösschen und natürlich das kleine aber besonders feine Literaturhaus-Team!
Erinnern Sie sich an das erste Buch, das Sie nachhaltig beeindruckt hat?
Contomichalos: Als Vorschulkind haben mich zahlreiche Bilderbücher nachhaltig geprägt und die Liebe zum Buch in mir geweckt, sodass ich schon in der Grundschule sehr viel gelesen habe – damals fand ich die Zeitdetektive-Reihe großartig, mit der ich mir passiv ganz viel Geschichtswissen angeeignet habe. Später haben mich die „Herr der Ringe“-Trilogie und „Die Leiden des jungen Werther“ lange Zeit beschäftigt.
Welche drei Bücher beschreiben Sie am besten – und warum?
Contomichalos: Als erstes wäre da Robert Louis Stevenson „Die Schatzinsel“. Weil ich im Herzen Piratin bin oder in einem vergangenen Leben die Weltmeere unsicher gemacht habe. Jules Vernes „In 80 Tagen um die Welt“ ist die Nummer zwei. Ich liebe es zu reisen, fremde Kulturen, Sprachen und Länder kennenzulernen und nehme gerne jede Herausforderung an, die mir das Leben stellt. Und zum Schluss wäre da noch Terry Goodkind „Das Schwert der Wahrheit – Das erste Gesetz der Magie“, weil ich einen starken Gerechtigkeitssinn habe und immer der Wahrheit auf den Grund gehen möchte. Das erste Gesetz der Magie besagt übrigens, dass Menschen Lügen glauben, weil sie entweder fürchten, sie könnten wahr sein oder weil sie sich wünschen, sie seien wahr.
Was ist das Spannendste an Ihrer Arbeit im Literaturhaus?
Contomichalos: Die vielfältigen und kreativen Aufgaben, die Möglichkeit Autorinnen und Autoren persönlich kennenzulernen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen.
Warum glauben Sie, brauchen wir heute noch Literaturhäuser?
Contomichalos: Literaturhäuser leisten Kultur- und Literaturvermittlung, fördern Schreibende, geben Literaturempfehlungen und so viel mehr. In Zeiten von Fake News, Zensuren und Buchverboten ist es wichtig, dass es Kulturinstitutionen gibt, die Autorinnen und Autoren eine Bühne bieten, ihnen weiterhin ermöglichen, uneingeschränkt Texte zu präsentieren und die Leserinnen und Lesern zeitgenössische Literatur und die wichtigen Themen unserer Zeit näherbringen. Daneben vermitteln Literaturhäuser in einer Zeit, in der so viele Texte mit KI geschrieben werden, die Liebe zur Kunst des Schreibens.
Was macht eine gute Lesung für Sie aus – als Veranstalterin und als Zuhörerin?
Contomichalos: Für mich als Veranstalterin ist eine Lesung gelungen, wenn sich die Gäste und Autorinnen und Autoren wohl fühlen, alle rechtzeitig vor Ort sind und alles reibungslos funktioniert.
Als Zuhörerin finde ich es großartig, wenn Autorinnen und Autoren so fesselnd, packend und flüssig vorlesen, dass sie einen völlig in den Bann ihres Romans ziehen. Außerdem ist eine gelungene Lesung für mich eine Veranstaltung, an dich ich noch lange zurückdenke, weil sie mich nachhaltig bewegt, beeindruckt und zum Nachdenken über ein bestimmtes Thema angeregt hat.
Datum: 12. Juni 2025