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Kultur & Freizeit

25 Jahre Botanischer Obstgarten: Oase der Vielfalt für jedes Alter

Er ist ein ökologisches Kleinod, eine Oase der Vielfalt, zieht Jung und Alt mit seinem besonderen Mix aus Natur und Kultur in seinen Bann: 25 Jahre ist der Botanische Obstgarten am Fuße des Wartbergs jetzt alt. Für Fördervereinsvorsitzenden Ulrich Frey beruhigt der Garten und bringt die Menschen runter. Gerade in den heutigen turbulenten Zeiten sieht er darin einen "unschätzbaren Wert". Von Kindern kommen haufenweise Dankesbriefe an.

Das Bild zeigt bunt blühende Blumen und eine historische Gartenlaube im Hintergrund.
Farbenpracht im Botanischen Obstgarten: ein Ensemble aus Rittersporn, Salbei, Bartfaden und Zierlauch. Das Angebot aus Natur und Kultur zieht Gäste aus ganz Deutschland an. Fotos: Förderverein Garten- und Baukultur Heilbronn

Es waren spannende Zeiten, als die Idee für einen vielfältigen botanischen Schau- und Lerngarten in Heilbronn Ende der 1990er mit Bürgerhilfe entwickelt wurden. Damals war Ulrich Frey Baubürgermeister, erlebte Diskussionen und Wünsche von Bürgerinnen und Bürgern für mehr grüne Erholungsflächen in der Stadt. Als die Stadtgärtnerei für eine Erweiterung der Firma Südmilch umzog und die Baumschule auf einem 1,7-Hektar-Areal an der Kübelstraße mit verlagert wurde, war plötzlich eine Brachfläche mit ein paar älteren Gebäuden frei. 

Mit Argumenten und gutem Konzept überzeugte das Team um Frey, Grünflächenamtsmitarbeiterin Helga Mühleck und engagierten Grünexperten aus der Bürgerschaft den Gemeinderat. 1998 folgte der Beschluss, dass auf dem Gelände „eine ökologisch bewirtschaftete Gartenanlage mit Arboretum, Klein-, Schul- und Schaugärten“ eingerichtet werden solle. Nach intensiven Planungen gründete lud Frey im Juli 2000 zur Gründung des Fördervereins ein. Einen Tag später wurde er vom Gemeinderat als Träger des Botanischen Obstgartens eingesetzt.

Ausgleichsgeld für Stadtbahnbau
leistete Starthilfe


Ein Merkmal sind die 14 historischen Gartenlauben. Noch ehe der Verein gegründet war, konnten zwei – das rote Gartenhaus und der maurische Pavillon – vor Abriss oder Verfall gerettet werden. Die besondere Grün-Allianz brachte die Häuschen auf der Brachfläche an der Kübelstraße provisorisch unter. „Da hatten wir einen Fuß in der Tür“, blickt Frey zurück. Der Aufbau des Gartens erfolgte mit einiger Starthilfe. Als Ausgleichsmaßnahme für den Stadtbahnbau hatte der Gemeinderat 705.000 D-Mark für das Projekt bewilligt. Das Wegenetz entstand, Gebäude wurden modernisiert, über 120 Obstbäumchen gepflanzt. Über zwei Forschungsprojekte floss noch einmal gutes Geld in das Projekt. Die Staudenbeete mit den vielen Blumen entstanden, zudem wurden die beliebten Märkte – Kunsthandwerker- und Herbstmarkt – sowie das zusätzliche Veranstaltungsprogramm aufgebaut.

Gäste kommen aus ganz Deutschland, Frankreich oder den Niederlanden. Inzwischen ist die Parkanlage sogar Bio-zertifiziert. Durch den besonderen Angebote-Mix stuft Frey den Garten als einzigartig ein. „In der Art gibt es das in ganz Deutschland nicht.“ Wer Exoten bestaunen will, ist hier richtig: Spanische Dahlien, besondere Artischocken, Kaki-Pflaume, Granatapfel, Jeremias-Birne, Weiße Maulbeere oder rosa blühender Holunder wachsen hier. 

Schwätz-Tisch und 
Strickstammtisch etabliert


Stolz ist der Vereinschef auf das Elementa-Schulprojekt, bei dem Grundschulkinder Natur hautnah erfahren – Obsternte, Schnecken beobachten oder das Streicheln von Bienen inklusive. Mehrere hundert Kinder sind es pro Saison. Haufenweise erhalte man Briefe von ihnen mit begeisterten Dankesworten für die Zeit im grünen Klassenzimmer.  Auch die Funktion der Anlage als Ort des Austauschs hebt Frey hervor. Am „Schwätz-Tisch“ oder beim Strickstammtisch werde viel erzählt, diskutiert und politisiert. 

Die Pflege des Obstgartens organisiert das Grünflächenamt, Nicola Krauth kümmert sich um Pflege-Organisation, Baumpaten und die Belegung. Gärtner sind in der Regel einmal wöchentlich vor Ort, vor großen Veranstaltungen auch öfter. Obstbaumschnitt und Pflanzenschutzarbeiten sind an Firmen vergeben. Über 100 verschiedene Obstsorten wachsen im Garten, für das Bio-Siegel wird mit organischem Dünger und Heißwasser bei der Unkrautbekämpfung gearbeitet. Neben Rechen, Hacke und Stechbeil gehören auch Aufsitzmäher, Balkenschneider, Hecken- und Teleskopscheren zum Handwerkszeug. Der Obstgarten bereichere das Parkspektrum der Stadt „ungemein mit den vielfältigen Angeboten“, findet Krauth. Und: „Die Identifikation mit der Anlage ist sehr hoch.“

Für Vereinsinitiator Ulrich Frey ist die Parkanlage nicht nur ein Ort für intensive Naturerfahrung, sondern auch ein „gut funktionierendes soziales Projekt“, das alle Generationen erreicht. Was Heilbronn ohne den Obstgarten wäre? "Arm dran“.


INFO: Der Herbstmarkt im Botanischen Obstgarten findet am Samstag und Sonntag, 4./5. Oktober, statt. Jeweils von 11 bis 17 Uhr. Ein Jubiläumsband zu 25 Jahren Obstgarten ist bei der Tourist-Info (Kaiserstraße) und bei der Buchhandlung Stritter erhältlich.