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Umwelt & Mobilität

Zukunft pflanzen – die nächste Generation Wald entsteht

Ein Spaziergang durch den Stadtwald ist für viele Menschen ein Ort der Erholung. Doch was, wenn ein Schädling wie der Borkenkäfer ganze Bestände vernichtet? Im Heilbronner Stadtwald ist genau das passiert. Doch dort, wo einst Fichten standen, wächst nun eine neue Waldgeneration heran – widerstandsfähiger, vielfältiger und besser für die Zukunft gerüstet.

Robin Ihle, Förster und Leiter Revier Ost, zeigt vor Ort, wie die Aufforstungsfläche entsteht. Foto: Stadt Heilbronn
Robin Ihle, Förster und Leiter Revier Ost, zeigt vor Ort, wie die Aufforstungsfläche entsteht. Foto: Stadt Heilbronn

Vom Totalausfall zur Verjüngungsfläche

Der Borkenkäfer hat auch im Heilbronner Stadtwald Spuren hinterlassen. Rund 450 Kubikmeter Holz mussten in diesem Jahr eingeschlagen werden, weil die Fichtenbestände nicht mehr zu retten waren. Was zunächst wie ein Verlust wirkt, ist zugleich eine Chance: Auf den geräumten Flächen entsteht eine sogenannte Verjüngungsfläche. Hier wächst die nächste Waldgeneration, meist zwischen einem und zehn Jahren alt.

„Es geht um den Erhalt des Waldes als Lebensraum, als Rohstoffquelle und als Ort der Erholung“, erklärt Immanuel Schmutz, Abteilungsleiter Forst- und Landwirtschaft im Amt für Liegenschaften und Stadterneuerung. „Die Wiederbewaldung ist nicht nur gesetzlich vorgeschrieben, sie ist auch ein zentraler Baustein für den Klimaschutz.“

Klimaretter mit vielen Funktionen

Wald ist weit mehr als eine Sammlung von Bäumen. Er speichert CO₂, reinigt und speichert Wasser und wirkt wie eine natürliche Klimaanlage für seine Umgebung. Damit Heilbronn auch in Zukunft von diesen Leistungen profitiert, setzt man auf Vielfalt und eine intelligente Mischung von Baumarten.

Heimische Arten wie Eiche, Buche, Linde, Ahorn, Hainbuche oder Wildkirsche bilden das Rückgrat. Gleichzeitig kommen in kleinen Anteilen klimatolerante, nicht heimische Arten wie Douglasie, Baumhasel oder Zeder dazu. „Wir wissen nicht genau, wie sich der Klimawandel entwickeln wird. Mit einer Mischung breiter aufgestellter Arten bleiben wir flexibel“, so Schmutz.

Natur und Mensch helfen gemeinsam

Nicht alles wächst von allein. Deshalb wird jede neue Fläche sorgfältig vorbereitet: Reisig wird beräumt, Pflanzreihen markiert, Brombeeren oder Holunder zurückgedrängt. Rehwild muss ferngehalten werden – entweder mit Schutzhüllen um die jungen Bäume oder mit Zäunen.

„Die ersten Jahre sind entscheidend“, heißt es aus dem Forstamt. „Wir kontrollieren regelmäßig und mähen mindestens einmal jährlich, damit die jungen Pflanzen nicht überwuchert werden.“ Nach sechs bis zehn Jahren ist die Kultur in der Regel stabil, doch auch dann hört die Pflege nicht auf. Baumartenmischungen werden erhalten, besonders starke Bäume gezielt gefördert.

Holz als klimafreundlicher Rohstoff

Neben Biodiversität und Erholung spielt auch die Holznutzung eine wichtige Rolle. Denn nur wenn Holz in langlebigen Produkten eingesetzt wird, kann es dauerhaft CO₂ binden und fossile Rohstoffe ersetzen. Regional erzeugtes Holz hat dabei klare Vorteile: kurze Transportwege, transparente Herkunft und eine bessere Klimabilanz als Importware.

„Wälder speichern CO₂ nur bis zu einem gewissen Sättigungsgrad. Erst durch die Nutzung und Verarbeitung des Holzes sowie als Ersatz für fossile Roh- und Werkstoffe verlängert sich diese Wirkung“, erklärt Schmutz. Gleichzeitig bleibt der Wald als vielfältiger Lebensraum erhalten, denn nicht alles Holz wird geerntet: Alt- und Totholz sind wichtige Rückzugsräume für seltene Arten.

Ein Wald für kommende Generationen

Die Aufforstung nach dem Borkenkäferbefall ist ein Kraftakt – aber einer, der sich lohnt. Der Stadtwald wird widerstandsfähiger, artenreicher und klimafreundlicher. Für die Heilbronnerinnen und Heilbronner bedeutet das: Ein Wald, der nicht nur heute, sondern auch in Zukunft Lebensraum, Klimaschützer und Erholungsort zugleich ist.

Die Flächen mögen derzeit noch wie kahle Narben wirken. Doch in einigen Jahren wird hier ein lebendiger, vielfältiger Wald stehen – ein stilles Versprechen an kommende Generationen.