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Otto Kirchheimer-Preis an Ursula Münch verliehen
Fragile Demokratie ist Thema der sechsten Preisverleihung
Ursula Münch ist die Preisträgerin des Otto Kirchheimer-Preises 2025, der ihr vom gleichnamigen Förderverein am 13. November im Heilbronner Rathaus verliehen wurde. Mit einem beeindruckenden Vortrag über „Die fragile Demokratie. Otto Kirchheimer und die Zukunft des demokratischen Verfassungsstaates“ bedankte sich die Politikwissenschaftlerin und Leiterin der Akademie für politische Bildung in Tutzing für die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung.
In ihrer per Video übertragenen Laudatio würdigte Theresa Schopper, Ministerin für Kultus, Jugend und Sport des Landes Baden-Württemberg, die Preisträgerin als Persönlichkeit, die unser Land und unser Gemeinwesen durch ihr Wirken und Handeln als Politikwissenschaftlerin und im Bereich der politischen Bildung seit vielen Jahren in herausragender Weise stärke und bereichere. Mit ihrem wissenschaftlichen Blick auf den Politikbetrieb schaffe sie Transparenz und Verständnis und analysiere und seziere den Politikbetrieb ebenso nüchtern wie messerscharf. Dabei verstünde sie es, ihre Erkenntnisse klar und verständlich anderen Menschen zugänglich zu machen. „Diese Art der Politikvermittlung ist für unsere demokratische Gesellschaft ungemein wichtig“, bilanziert Schopper.
Prof. Dr. Ursula Münch studierte an der Ludwig-Maximilians-Universität München Politikwissenschaft, Kommunikationswissenschaft und neue Geschichte. Nach Promotion und Habilitation wurde sie auf eine Professur an die Bundeswehr-Universität in München auf einen Lehrstuhl für Politikwissenschaft unter besonderer Berücksichtigung der Innenpolitik und der vergleichenden Regierungslehre berufen. Seit November 2011 ist sie Direktorin der renommierten Akademie für Politische Bildung in Tutzing. In den Medien ist sie eine gefragte Diskussionspartnerin, z.B. im Sonntags-Stammtisch des Bayrischen Fernsehen.
In ihrem Vortrag zur Verleihung des Kirchheimer-Preises erinnerte Münch an Erkenntnisse und Mahnungen von Otto Kirchheimer und stellte dabei Bezüge zu den aktuellen politischen und verfassungspolitischen Herausforderungen in Deutschland und den USA her. Nach Ulrich von Alemann (2015), Oskar Niedermayer (2017), dem Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts Andreas Voßkuhle (2019), Elmar Wiesendahl (2021) und Frank Decker (2023) ist die 64-Jährige die sechste Preisträgerin des Otto Kirchheimer-Preises. Es ist bundesweit der einzige Preis für hervorragende Leistungen im Bereich der Politikwissenschaft.
In seiner Begrüßung dankte Oberbürgermeister Harry Mergel einmal mehr dem Stifterehepaar Gudrun Hotz-Friese und Harald Friese, ehemals Bürgermeister der Stadt Heilbronn und Bundestagsabgeordneter. Der Preis sei ein besonderes Geschenk an die Geburtsstadt Kirchheimers. Er gebe die Möglichkeit, an diesen zu erinnern, aber auch wissenschaftliches Denken zu ehren, die Debatte zu fördern und ein klares Bekenntnis zur Demokratie abzulegen. Stifter Harald Friese hob die anhaltende Aktualität von Kirchheimers Werk hervor und sieht Kirchheimer bis heute als Vorbild: „Er hat uns gezeigt, wie man auch in der Wissenschaft gegen Faschismus kämpfen kann. Wir müssen auch heute um die Demokratie kämpfen.“
Eine Podiumsdiskussion über das Thema „Demokratie heute – und morgen?“ mit der Preisträgerin, dem Kommunikationswissenschaftler Professor Dr. Frank Brettschneider von der Universität Hohenheim und dem Politikwissenschaftler Professor Dr. Frank Decker von der Universität Bonn unter der Moderation von Professor Dr. Ulrich von Alemann rundete die Veranstaltung ab. Den musikalischen Rahmen setzte die 13-jährige Charlotte-Florentine Piatschek von der Städtischen Musikschule Heilbronn virtuos am Klavier.
Kirchheimers bleibende Verbindungen mit Heilbronn
Otto Kirchheimer wurde 1905 in Heilbronn geboren. Nach dem Studium der Rechts- und Staatswissenschaften emigrierte er als Jude und engagierter demokratischer Sozialist 1933 nach Frankreich. 1937 wanderte er in die USA aus, wo er unter anderem als Professor für Politische Wissenschaften an der Columbia University, New York, lehrte. Er starb im November 1965 und wurde, wie er testamentarisch verfügt hatte, 1966 auf dem jüdischen Friedhof Heilbronn beigesetzt.
Das wissenschaftliche Interesse an Kirchheimers Werk ist bis heute ungebrochen; erst 2017 bis 2021 wurden seine gesammelten Schriften in sechs Bänden herausgegeben. Eine Reihe seiner Arbeiten gehören inzwischen zum klassischen Kanon unterschiedlicher Teil- und Forschungsbereiche der Politikwissenschaft, darunter der Staats- und Demokratietheorie sowie der Parteienforschung.
Wissenschaftlicher Beirat schlägt die Preisträger vor
Mit dem alle zwei Jahre verliehenen Preis will der Förderverein Otto Kirchheimer-Preis e.V. zum einen an den bedeutenden Heilbronner Staatsrechtslehrer und Nestor der vergleichenden Parteienforschung erinnern, dessen Analysen auch heute noch wegweisend sind. Zum andern will der Verein renommierte Wissenschaftler mit diesem Preis würdigen, die sich mit ihren Forschungen zu den Fragestellungen Otto Kirchheimers besonders verdient gemacht haben.
Ein achtköpfiger wissenschaftlicher Beirat unter dem Vorsitz von Professor Dr. Ulrich von Alemann schlägt die Preisträgerin oder den Preisträger vor.


